Die 'Gsunde Watschn': Warum körperliche Gewalt in der Erziehung kein Kavaliersdelikt ist
- Eva-Maria Meidl
- 31. Aug. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Okt. 2024

Körperliche Strafen in der Erziehung: Ein Relikt aus vergangenen Zeiten
Die sogenannte „Gsunde Watschn“ – für viele einst ein gängiges Erziehungsmittel, für heutige Eltern ein No-Go. Doch warum ist die Ohrfeige, die früher als „disziplinarische Maßnahme“ galt, heute gesetzlich verboten? Und welche Auswirkungen hat sie tatsächlich auf Kinder?
Ein Rückblick: Die gesellschaftliche Akzeptanz der 'Gsunden Watschn'
In den 1950er- und 60er-Jahren war es in vielen österreichischen Haushalten nicht ungewöhnlich, dass Eltern ihren Kindern mit einer Ohrfeige „zur Vernunft“ halfen. Diese Form der Erziehung wurde oft als notwendig und effektiv angesehen, um den Respekt vor Autoritäten zu fördern. Doch mit dem gesellschaftlichen Wandel und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über Kinderpsychologie rückten die negativen Folgen solcher Strafen immer mehr in den Fokus.
Die Rechtslage heute: Ein klares Verbot
Seit 1989 ist in Österreich jegliche Form von körperlicher Bestrafung in der Erziehung gesetzlich verboten. Das Gesetz ist eindeutig: Jede Art von körperlicher Gewalt gegen Kinder, sei es eine Ohrfeige, ein Klaps auf den Po oder andere körperliche Züchtigungen, ist unzulässig. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch im Mittelpunkt steht stets der Schutz des Kindeswohls.
Warum körperliche Strafen mehr schaden als nützen
Studien zeigen, dass Kinder, die körperlich bestraft werden, häufiger unter emotionalen und psychischen Problemen leiden. Sie entwickeln ein verzerrtes Bild von Autorität und Macht und lernen, Konflikte eher mit Gewalt als durch Kommunikation zu lösen. Langfristig können diese Kinder selbst zu gewalttätigem Verhalten neigen – sei es gegenüber Gleichaltrigen oder später in ihrer eigenen Familie.
Darüber hinaus brechen körperliche Strafen das Vertrauen zwischen Eltern und Kind. Anstatt eine liebevolle Beziehung zu fördern, entsteht eine Atmosphäre der Angst und Unsicherheit. Ein Kind, das regelmäßig geschlagen wird, verliert nicht nur das Vertrauen in seine Eltern, sondern auch in sich selbst. Es entwickelt ein Gefühl der Wertlosigkeit und glaubt, dass es Gewalt verdient hat.
Was stattdessen hilft: Positive Erziehungsmethoden
Anstelle der „Gsunden Watschn“ sollten Eltern auf positive Erziehungsmethoden setzen. Diese basieren auf Kommunikation, Verständnis und Respekt. Durch klare Regeln, konsequente aber liebevolle Führung und offene Gespräche lernen Kinder, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Sie entwickeln ein gesundes Selbstbewusstsein und lernen, Konflikte friedlich zu lösen.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, auf körperliche Strafen zu verzichten – im Gegenteil. Es erfordert Geduld, Verständnis und Empathie, um einem Kind den richtigen Weg zu zeigen, ohne auf Gewalt zurückzugreifen. Und genau das ist die Aufgabe von Eltern: ihren Kindern nicht nur Werte zu vermitteln, sondern ihnen auch zu zeigen, wie man sie lebt.
Fazit: Gewaltfreie Erziehung ist der Schlüssel zu einer gesunden Entwicklung
Die „Gsunde Watschn“ mag in den Augen mancher ein probates Mittel gewesen sein, doch die Wissenschaft und die heutige Gesetzgebung sprechen eine klare Sprache: Gewalt hat in der Erziehung nichts verloren. Stattdessen sollten wir auf positive und respektvolle Erziehungsmethoden setzen, um unseren Kindern die besten Voraussetzungen für ein glückliches und erfolgreiches Leben zu bieten. Denn am Ende zählt nicht der schnelle Gehorsam, sondern das
langfristige Wohlergehen unserer Kinder.
Eva-Maria Meidl LL.M.
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